Süddeutsche Zeitung, 9.05.2023
“Zum 40-Jährigen überrascht das Modern String Quartet mit einem fulminanten Warhol-Gesamtkunstwerk. Es ist etwas Neues – und ein großes Wagnis.
Das Neue hat an sich noch keine Qualität, nur weil es neu ist. Womit wir mitten in der Gedankenwelt von Andy Warhol wären, den die meisten nur als Pop-Art-Ikone, nicht als Theoretiker kennen. Adrian Prechtel, Kulturredakteur der AZ, Biograf, Rechtsanwalt und feuilletonistische Allzweckwaffe, hat sich die Mühe gemacht, Warhols oft aphoristische Ideen zum Verhältnis von Gesellschaft und Individuum, von Künstler und Person, von Kunst und Kapital zu sammeln. Und in fiktiven Gesprächen mit Lou Reed, Divine, Marilyn Monroe, dem Galeristen Henry Geldzahler und der Aktivistin und Attentäterin Valerie Solanas zu bündeln und über ein Zeit- und Personenporträt hinaus zu einem Beitrag für unsere Social-Media-Gesellschaft zu machen. All das in seinem Libretto für “Warhol – Ein Anti-Musical”, das sich das Modern String Quartett zu seinem 40-jährigen Bestehen ausgedacht hat. Und so nicht zum ersten Mal ein Meisterwerk in die Welt gesetzt hat, diesmal ihr wohl umfassendstes.
“Anti-Musical” deshalb, weil nicht gesungen und getanzt wird und weil es keine Trennung zwischen Musik und Handlung gibt. Alles spielt hier ineinander. Die Musik ist stets präsent, nimmt sich in den Dialogen zur “Filmmusik” zurück, um sich dazwischen dramatisch in den Mittelpunkt zu spielen. Und wie von Winfried Zrenner (dem Hauptkomponisten), Joerg Widmoser, Andreas Höricht und Thomas Wollenweber gewohnt, fügen sich allerlei Stile und Zitate von Gershwins “The Man I Love” bis Lou Reeds “Walk On The Wild Side” zum unverwechselbaren Streichquartett-Sound des MSQ.
Das Stück ist in der Tat etwas Neues – und ein großes Wagnis. Dass es so fulminant gelingt, war nicht selbstverständlich und ist dem kreativen Zusammenspiel aller Beteiligten zu verdanken, bei dem man gar nicht weiß, was man zuerst loben soll. Die kluge Regie von Andreas Wiedermann, der die am 40. Geburtstag Warhols verdichtete Lebensbilanz bis zum finalen Shootout immer in Bewegung hält und – auch das genial und neu – über zwei Schauplätze verteilt: erst in den perfekt zu den Happenings zwischen Chelsea Hotel und Studio 54 passenden L-förmigen Proberaum des Gasteigs HP8, im zweiten Akt dann ins zur “Factory” umfunktionierte Foyer der Isarphilharmonie.
Loben muss man auch die opulenten, Warhols Originale mit Neo-Warholismen und der Aufführungsebene vermengenden Bühnenbilder und Projektionen von Aylin Kaip, Karen Du Plessis und Bernhard Gassner. Oder die schauspielerische Wucht von Ruben Hagspiel, Anina und Anouschka Doinet und allen voran Oliver Möller, der die vom Stoischen verdeckte Zerrissenheit Warhols fast schmerzhaft anschaulich machte. Alles zusammen ein Ereignis (nochmals am 10., 23. und 27. Mai sowie am 13. Juni).”
Chiemgauer Zeitung, 30.05.2017
Glanzvoller musikalischer Nuancenreichtum
„Gerade einmal vier Streicher sitzen am Donnerstagabend auf dem Podium, aber sie entwickeln die Tonfülle eines ganzen Orchesters.Dass dieser Eindruck entsteht, liegt natürlich auch an der zupackenden Art, mit der Jörg Widmoser und Winfried Zrenner (Violinen), Andreas Höricht (Viola) und Thomas Wollenweber (Cello) musizieren und damit ihr Publikum begeistern.
Keinen klassischen Streichquartett-Abend präsentieren sie ihren Hörern, denn die vier haben sich als „Modern String Quartet“ dem musikalischen Grenzgängertum verschworen. Komponiertes, Arrangiertes und Improvisiertes fließen permanent ineinander, in einer verflochtenen Zeitschleife gehen Klassik, klassische Moderne und Jazz unerwartete Verbindungen ein, und der Hörer kann nie sicher sein, auf welchen Pfad das „Modern String Quartet“ bei der nächsten Wegkreuzung einbiegen wird.”
Mittelbayerische Zeitung, 13.05.2016
Überraschungen musikalischer Grenzgänger, überbordende Fantasie
„Gerade einmal vier Streicher sitzen am Donnerstagabend auf dem Podium, aber sie entwickeln die Tonfülle eines ganzen Orchesters.Dass dieser Eindruck entsteht, liegt natürlich auch an der zupackenden Art, mit der Jörg Widmoser und Winfried Zrenner (Violinen), Andreas Höricht (Viola) und Thomas Wollenweber (Cello) musizieren und damit ihr Publikum begeistern.
Keinen klassischen Streichquartett-Abend präsentieren sie ihren Hörern, denn die vier haben sich als „Modern String Quartet“ dem musikalischen Grenzgängertum verschworen. Komponiertes, Arrangiertes und Improvisiertes fließen permanent ineinander, in einer verflochtenen Zeitschleife gehen Klassik, klassische Moderne und Jazz unerwartete Verbindungen ein, und der Hörer kann nie sicher sein, auf welchen Pfad das „Modern String Quartet“ bei der nächsten Wegkreuzung einbiegen wird.”
Burghauser Anzeiger, 5.11.2015
Sensationelle Akustik, ein kompromisslos konsequentes Modern String Quartet und begeisterte Zuhörer im Kulturstadl.
„1000 Gäste fühlten sich davon angezogen am Wochenende, viele kombinierten Wanderung, Hirschbraten und Konzert, am Samstagabend beispielsweise Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ in der Streicherfassung. Das Abendlied der Vögel mischt sich zwischen die in mathematischer Strenge gebauten Präludien und Fugen des ersten Buches, vom Modern String Quartet aus München auszugsweise im Quintenzirkel statt wie bei Bach chromatisch angeordnet….Im Zusammenklang pulsiert und blüht die Musik in der warmen, traumhaft trennscharfen Akustik des Stadls. Eine innerliche Spielweise pflegen sie, statt auf dem Präsentierteller zeigt sich Bach wie draußen die hellgrünen Spitzen junger Tannenzweige, die sprießen, egal, ob ein Mensch sie wahrnimmt. Ohne Effekt. Gespielt, nur um zu klingen. Nach 80 famosen Minuten sind Streicher und Vögel verstummt, die Grillen stimmen ihr Nachtlied an.“
Süddeutsche Zeitung, 23.3.2015
Musikalische Versöhnung
Bei der „Arabischen Passion“ in Iffeldorf verweben das Ensemble Sarband, das Modern String Quartet und die libanesische Sängerin Fadia el-Hage die Klangwelten von Orient und Okzident.
„Atemberaubend agierte an diesem Abend allerdings das Modern String Quartet , während die Mitmusiker einen intensiv-empathischen Klangteppich ausbreiteten. Ihr Spiel war unaufhörlichem Wandel unterzogen, eine stete Kommunikation und ein gegenseitiges Herausfordern mit allerlei kammermusikalischen Feinheiten und großem Gespür für Wechsel und solistische Abenteuer….. Eine musikalisch spannende Handreichung auf höchstem Niveau, mit einer klaren, ehrenwerten Botschaft. Dafür gab es sehr lange anhaltenden Applaus und einzelne Bravorufe zum Dank.“
Münchner Merkur, 27.2.2015
Gnadenlos geniale Grenzgänger
„Bis zur Zugabe mit Joe Zawinuls Soul-Jazz-Stück „Mercy,mercy, mercy“ faszinierten Joerg Widmoser und seine Musikerkollegen mit der Vielfalt, die sie auf unterschiedlichste Weise Violinen, Bratsche und Cello entlockten. Es war ein besonderer Abend im eleganten Rahmen des stuckverzierten Saales, in dem bald so etwas wie Jazzclub-Atmosphäre aufkam. Das Publikum war begeistert und doch so zurückhaltend, dass es das virtuose Spiel nicht durch rhythmisches Mitklatschen störte. Generell was die Stimmung besonders… Mit Mimik und Gestik verstanden es die Vier, die Distanz zu ihren Zuhörern aufzulösen und vermittelten das Gefühl, daß sie richtig viel Spaß hatten.“
Passauer Neue Nachrichten, 8.9.2014
Sie machen Jazz verständlich
Das Modern String Quartet eröffnet das Kulturwald-Festival in Deggendorf
„Die vier Männer räumten auf mit der manchmal verkopft und akademisch anmutenden Jazz-Lehre. Mit grenzenloser Experimentierfreude spielten sie ihr Repertoire, das Jazz mit Elementen aus der Klassik und der Moderne verknüpft… Hier zeigten die vier Musiker, wie virtuos sie ihre Saiten bespielten – mal leise gestrichen, mal beherzt gezupft – nie eigenverliebt, sondern in Melodie und Rhythmik verständlich: Und das nicht nur für erklärte Liebhaber dieser Musik.
Rheinische Post, 5.10.2013
Viererbande von Weltniveau im Kutschsaal
Auf Gut Heimendahl faszinierte das Modern String Quartet mit ungewöhnlichen Klangerlebnissen.„Dies ist kein Allerwelts-Quartett, dies ist Weltklasse. Eine vergnügte Viererbande, die mit ungewöhnlicher Präzision einen Klang-Kosmos der besonderen Art aufbaut. Mit meisterhafter Improvisation: per Blickkontakt werfen die vier sich die musikalischen Stichworte zu….Drei Da capos müssen die vier noch abliefern, bis das hingerissene Publikum sie ins Freie entlässt.“
Oberbayerisches Volksblatt, 10.9.2013
Faszinierende Vielstimmigkeit
„Zum Abschluss der Reihe “Inselkonzerte” im Bibliothekssaal des Chorherrenstifts auf Herrenchiemsee spielte das renommierte Modern String Quartett den ersten Teil von Johann Sebastian Bachs “Wohltemperiertem Klavier”. Joerg Widmoser, Geiger des Quartetts, hat den Zyklus aus 24 Präludien und Fugen für Streichquartett arrangiert. Kann das aber funktionieren, Bachs grandiose Klavierkomposition für Streichquartett? Um es gleich zu sagen: Was die vier Musiker Jörg Widmoser und Winfried Zrenner (Violine), Andreas Höricht (Viola) und Jost-H. Hecker (Violoncello) dem Publikum präsentierten, war ein faszinierendes Hörerlebnis.
Schon nach dem C-Dur- Präludium, einem sich im Formalen erschöpfenden Musikstück, das nicht nur die erste Fuge, sondern auch den gesamten Zyklus einleitet, musste man den Eindruck gewinnen, Bach habe speziell eine Fassung für Streichquartett geschrieben. Welche Harmonie, welche Zartheit und Farbigkeit! Die Besetzung aus vier Instrumenten und vier unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten entspricht in der Bearbeitung Widmosers der Polyphonie von Bachs Musik….So war es kaum verwunderlich, das in den Ohren des Hörers die Mehrstimmigkeit der Komposition leicht und selbstverständlich wirkte.
Das Modern String Quartet führte das Werk in der Reihenfolge des Quintenzirkels auf, um dem Hörer die Übergänge zwischen den Tonarten zu erleichtern. Auch wurde auf eine Pause verzichtet, damit sich das Publikum ganz dem Bachschen Klangkosmos hingeben konnte. Erst in ihrer Gesamtheit erzeugten die 15 aufgeführten Präludien und Fugen einen meditativen Sog, schufen einen filigranen Klangzauber, der den Hörer in eine Art Trance versetzte. Ergreifend waren die Kontraste. Auf das klare, helle C-Dur Präludium folgte das leidenschaftlich-düstere Präludium in c-Moll, auf lebendige Verspieltheit Ernst und Feierlichkeit. Herrlich klang die c-Moll Fuge mit ihrem schwebenden, liedhaften Thema, elegische Anmut besaß das es-Moll Präludium Nr. 8, das an Musik der Romantik erinnerte. Die Heiterkeit und Natürlichkeit des Präludiums und der Fuge in F-Dur bildeten zur Moll- Variante mit ihrer Tiefe und ihrem Ernst einen klangschönen Gegensatz.
Wunderbar waren die klangliche Balance, der Nuancenreichtum und das dialogische Wechselspiel der Instrumente. Der strahlende, oft jubilierende Ton der Geigen, die sanfte Bratsche und das dunkel-weiche Cello schufen immer wechselnde Klangfarben und Stimmungen. Das Modern String Quartet spielte das Werk von Beginn an mit konzentrierter Hingabe, Perfektion und Leidenschaftlichkeit. Nach dem abschließenden Präludium und der Fuge Nr. 16 in g-Moll setzte minutenlanger, stürmischer Beifall ein, für den sich das Ensemble noch mit dem Präludium in E-Dur als kurze Zugabe bedankte.“
Kölnische Rundschau, 12.7. 2013
Cooler Jazz in der kühlen Filterhalle
„..für das Programm des „Modern String Quartetts“ indes hätte es keine bessere Lokation geben können. Hieß es doch allegorisch „Birth of the Cool“ und war eine Hommage an den Pionier des Cool-Jazz, Miles Davis und an Herbie Hancock, der dieses Genre mit Stilelementen des Funk verschmolz und damit in weitere Dimensionen vordrang. Es blieb also einzig die Frage, ob eine klassische Streichquartett-Besetzung die Facetten dieser komplexen Musik ausleuchten kann. Ja! hieß die Antwort und das begeisterte Resümee. Denn die vier Protagonisten haben Rhythmik und Harmonik des Jazz internalisiert, auch die samtweiche Bedächtigkeit und kernige Eleganz der „kühlen“ Ausprägung. Somit war die Summe aus leidenschaftlichem Bekenntnis zum Jazz, breitem technischen Können und tiefgründigem musikalischen Verständnis ein genussvolles, Grenzen auflösendes Klangerlebnis.
Überhaupt: Wer weiß, ob sich ein Miles Davis bei seinen langen Tönen nicht von den Strichen einer Violine leiten ließ. Jedenfalls hatte sich nach wenigen Takten von „All Blues“ der Zuhörer mit Jörg Widmosers Geige in der Rolle der Miles-Trompete angefreundet. Und kein einziger Ton wirkte unglaubhaft, ja es schien, Standards wie „Boblicity“ – jetzt als Reverenz an den Bebop – oder Bronislav Kapers „Invitation“ seien auch für Streichquartette vorgesehen gewesen. Nicht minder gerieten die beiden Hancock- Standards „Dolphin Dance“ und „Cantaloupe Island“ zu authentischen Gratwanderern. Fesselnd war der Umgang des Quartetts mit den Instrumenten, die nicht immer ihrer eigentlichen Zweckbestimmung dienten…“